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Wird KI mich ersetzen?

Geschrieben von anacision GmbH | 16. Oktober 2025

Warum die Zukunft der Verwaltung menschlicher bleibt, als viele denken:

Stellen wir uns eine Sachbearbeiterin in einer Behörde vor. Ihr Schreibtisch ist voll mit Akten, Formularen und E-Mails, die alle dringend bearbeitet werden müssen. Ein Großteil davon sind Routineaufgaben: Dokumente prüfen, Unterlagen sortieren, Daten eingeben. Monotone Arbeit, die viel Zeit kostet und kaum Spielraum für die eigentlich spannenden Dinge lässt, wie das Lösen komplexer Fälle oder der direkte Kontakt zu Bürgerinnen und Bürgern.

Und dann klopft eine neue Technologie an die Tür: Künstliche Intelligenz. Viele fragen sich sofort: Wird sie jetzt meine Arbeit machen und damit mich ersetzen?

Die Angst ist verständlich

Diese Sorge ist nicht neu. Schon frühere Automatisierungswellen, von der Industrialisierung bis zur Digitalisierung, haben Fragen nach Jobverlusten aufgeworfen. Heute ist es die KI, die diese Ängste neu entfacht.

Studien zeigen: KI automatisiert tatsächlich vor allem wiederholbare, regelbasierte Aufgaben. Also genau die Tätigkeiten, die unsere Sachbearbeiterin so ermüden (Cheng et al., 2025; Liang, 2024). Kein Wunder also, dass viele im öffentlichen Dienst verunsichert sind.

Aber die Realität sieht anders aus

Die Wahrheit ist: KI ersetzt keine Verwaltungsmitarbeitenden, sondern entlastet sie.

Was die KI gut kann, ist Routine. Sie kann Berge von Formularen sichten, Datenfelder automatisch ausfüllen oder Dokumente klassifizieren.

Aber nicht alles, was zählt, lässt sich automatisieren. Wie zum Beispiel den Bürger verstehen, komplexe Sonderfälle bewerten oder Lösungen aushandeln. Diese Aufgaben erfordern Kontextwissen, Verantwortung und situatives Fingerspitzengefühl. Genau hier bleibt der Mensch unverzichtbar.

So wird die Sachbearbeiterin von vorher nicht überflüssig, sondern frei. Frei von Routine, frei für die Arbeit, die wirklich zählt.

Jobabbau? Jobwachstum? Beides

Die Forschung ist eindeutig: KI wird einige Jobs verändern und bestimmte Tätigkeiten überflüssig machen. Vor allem in Bereichen mit hoher Routine (Jadhav & Banubakode, 2024; Karangutkar, 2023).

Doch gleichzeitig entstehen neue Berufe:

  • Technische Rollen wie Datenanalysten oder KI-Spezialisten.
  • Schnittstellen-Rollen, die Technologie mit Verwaltung und Bürgerbedürfnissen verbinden.
  • Mensch-zentrierte Tätigkeiten, die Empathie und Verhandlungsgeschick erfordern.

Organisationen, die in Weiterbildung und Reskilling investieren, erleben sogar mehr Wachstum als Jobverlust (Ros & Loeung, 2025; Maria et al., 2025).

Wer gewinnt, wer verliert?

  • Verlierer sind monotone, niedrig qualifizierte Jobs, die leicht automatisiert werden können.
  • Gewinner sind Menschen mit digitalen Kompetenzen, denn KI verstärkt ihre Produktivität.
  • Am meisten profitieren jene, die anpassungsfähig bleiben und bereit sind, Neues zu lernen.

Oder wie es ein Forschungsteam zusammenfasst: „KI wird nicht jeden Job ersetzen, aber sie wird jeden Job verändern.“ (Cheng et al., 2025; Ros & Loeung, 2025).

Die Verwaltung von morgen

Zurück zu unserer Sachbearbeiterin: In der Zukunft arbeitet sie mit einem KI-System zusammen, das ihr die mühsamen Aufgaben abnimmt. Sie hat mehr Zeit, Bürgerinnen zuzuhören, schwierige Fälle zu lösen, neue Ideen für effizientere Abläufe einzubringen.

Die Arbeit in der Verwaltung wird dadurch menschlicher, nicht geringer. KI schafft Raum für das, was Verwaltung im Kern ausmacht: den Dienst am Menschen.

Sie wird erfüllender, nicht bedrohlicher.
Und die Bürgerinnen und Bürger erleben einen besseren Service.

 

Fazit: Entlastung statt Ersatz

KI im öffentlichen Dienst bedeutet nicht Arbeitsplatzabbau, sondern Arbeitsentlastung. Sie schenkt uns Zeit für das, was wir wirklich gut können: menschlich sein.

Die Frage lautet also weniger „Wird KI mich ersetzen?“ als vielmehr:

„Wie kann KI mir helfen, meinen Job besser, sinnvoller und zufriedener zu machen?“

 

 

Referenzen

  • Cheng, P., Sulaiman, N., & Shi, Z. (2025). The Impact of Artificial Intelligence Application on Job Displacement and Creation: A Systematic Review. International Journal of Research and Innovation in Social Science. https://doi.org/10.47772/ijriss.2025.90400185
  • Liang, Y. (2024). The Impact of Artificial Intelligence on Employment and Income Distribution. Journal of Education, Humanities and Social Sciences. https://doi.org/10.54097/2a7a8830
  • Jadhav, R., & Banubakode, A. (2024). The Implications of Artificial Intelligence on the Employment Sector. International Journal For Multidisciplinary Research. https://doi.org/10.36948/ijfmr.2024.v06i03.22716
  • Karangutkar, A. (2023). The Impact of Artificial Intelligence on Job Displacement and the Future of Work. International Journal of Advanced Research in Science, Communication and Technology. https://doi.org/10.48175/ijarsct-12096
  • Ros, P., & Loeung, B. (2025). ANALYZING THE IMPACT OF ARTIFICIAL INTELLIGENCE ON JOB ROLES, SKILLS REQUIREMENTS, AND EMPLOYMENT PATTERNS. Journal of Social Sciences and Humanities. https://doi.org/10.56943/jssh.v4i1.699 Zhang, Z. (2023). The impact of the artificial intelligence industry on the number and structure of employments in the digital economy environment. Technological Forecasting and Social Change. https://doi.org/10.1016/j.techfore.2023.122881
  • Maria, S., Purwinahyu, P., Fitriansyah, F., Rachmawaty, A., & Aini, R. (2025). Artificial Intelligence and Labor Markets: Analyzing Job Displacement and Creation. International Journal of Engineering, Science and Information Technology. https://doi.org/10.52088/ijesty.v5i2.830